Der Jüdische Friedhof in Berlin-Weissensee

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Am 9. September 1880 wurde der mit seinen 42 Hektar größte jüdische Friedhof Europas eingeweiht. Es war das goldene Zeitalter des Berliner Judentums. In der Hauptstadt des Kaiserreiches genoss man die Emanzipation und fühlte sich völlig integriert in das kulturelle, wissenschaftliche und wirtschaftliche Leben der Stadt. Fast ein Drittel der jüdischen Deutschen lebte damals in Berlin. Das glücklicherweise vollständig erhaltene Totenregister ist ein einzigartiges Dokument der Stadtgeschichte.
Entgegen der Tradition, sich mit möglichst schlichten Grabsteinen zu bescheiden, orientierte sich das aufstrebende Bürgertum nun auch an der Gestaltung christlicher Friedhöfe und zeigte seinen Wohlstand mit zum Teil imposanten Mausoleen und ausgefallen verzierten Grabstätten. Einige davon bildeten übrigens in diesem unübersichtlichen großen Gelände während der Zeit des Nationalsozialismus lebensrettende Verstecke. Rabbiner Riesenburger etwa überlebte mit seiner Frau auf dem Friedhof versteckt die Shoa.
Der Architekt Hugo Licht (1841-1923) gestaltete das beindruckende Gebäudeensemble am Haupteingang, mit Außenmauer und Planung der Gesamtanlage, im Stile der italienischen Neo-Renaissance und mit gelben Ziegeln.
Im hinteren Teil befindet sich ein von Alexander Beer gestalteter monumentaler Gedenkaltar für die 12 000 Berliner Soldaten der Jüdischen Gemeinde, die im Ersten Weltkrieg gefallen waren. Insgesamt hatten übrigens, und viele davon freiwillig, 100 000 jüdische Deutsche im Krieg gekämpft – prozentual waren Juden also in der deutschen Armee eher überrepräsentiert, «im Kampf für Kaiser, Volk und Vaterland», entgegegen der späteren nationalsozialistischen Propaganda.
Gemäß jüdischer Tradition sind die Grabstätten, 115 000 sind es hier in Weissensee, alle «Orte der Ewigkeit», dürfen also nicht wieder belegt werden. Der Friedhof wird auch weiterhin von der Gemeinde genutzt. Doch durch seine landschaftsparkähnliche Größe und dem Fehlen von Nachkommen, Personal und Geld sind weite Teile völlig verwunschen. Immerhin steht die gesamte Anlage seit den 1970er Jahren unter Denkmalschutz.
Lassen Sie sich ein paar Stunden treiben, staunen Sie, lassen Sie sich berühren. Tauchen Sie ab in die Geschichte in diesem wundervollen wildwuchernden Park.

Adresse: Herbert-Baum-Strasse 45
Berlin Pankow-Weissensee
Täglich geöffnet: im Sommer von ca. 8.00-18.00 Uhr Freitags bis 14.00 Uhr
im Winter von 8.00-16.00 Uhr, Freitags ebenfalls bis 14.00 Uhr
Samstag (Schabbat) und an jüdischen Feiertagen geschlossen. Zutritt für Männer nur mit Kopfbedeckung.

Weissensee Pics Breit

Paris. Rue des Martyrs

Martyrs rue des pics

Diese Strasse trägt ihren Namen auch heute noch völlig zu recht. Wenn Sie um Ihre Figur auch nur ein wenig besorgt sind, ist es geradezu ein Martyrium, sie zu durchlaufen. Von Notre Dame de Lorette, unweit des Opéra-Viertels, im 9. Arrondissement führt sie hinauf auf den Montmatre, in das 18. Damit entspricht ihr Verlauf wohl der Strecke, die zu Zeit der Christenverfolgung Dionysius (Saint-Denis) als ersten Bischof Paris und die anderen Verurteilten von Lutetia, dem heutigen Quartier Latin, zur Hinrichtungsstätte, dem Montmartre, liefen.
Der im 9. Arrondissement gelegene Teil beherbergt in nahezu jedem Haus einen Lebensmittelladen – von der Bäckerei zur Konditorei, Weinhandlungen, Feinkostgeschäften, Käsehandlungen, Obst-und Gemüseständen, Fischhändlern. Dazwischen, natürlich, Cafés, Bars, Restaurants. Buchhandlungen und Antiquariate. Einmal im Monat ist von dem kleinen Place Lino Ventura mit seinem hübschen altmodischen Karussel an abwärts die Straße entlang ein Trödelmarkt, auf dem Sie Ihre Tischwäsche oder Glassammlung bereichern können.